Hochsensibilität & High Sensation Seeking

Die Herausforderungen der Gegensätze

In der faszinierenden Landschaft der Persönlichkeiten existiert eine Kombination von Eigenschaften, die oft als unvereinbar erscheinen: Hochsensibilität und High Sensation Seeking. Als jemand, der selbst diese beiden Merkmale in sich vereint, kann ich aus persönlicher Erfahrung sagen, dass die Kombination dieser beiden Charaktereigenschaften herausfordernd ist.

Hochsensibilität vs. High Sensation Seeking

Hochsensible Menschen nehmen ihre Umwelt intensiv wahr und sind oft besonders empfänglich für subtile Reize und Stimmungen. Sie haben eine tiefe emotionale Resonanz und reagieren stark auf äußere Einflüsse, was sowohl positiv als auch überwältigend sein kann. Diese Menschen benötigen oft mehr Ruhe und Rückzug, um ihre Sinne zu beruhigen und sich emotional zu regenerieren.

High Sensation Seeker hingegen suchen aktiv nach neuen und aufregenden Erfahrungen. Sie genießen den Nervenkitzel und die Aufregung, die mit neuen Erlebnissen einhergehen, und fühlen sich durch Routine und Monotonie schnell gelangweilt. Diese Menschen sind oft abenteuerlustig, risikobereit und haben einen starken Drang, die Grenzen des Bekannten zu erweitern. Sie suchen bewusst Situationen, die ihre Sinne und ihren Geist herausfordern.

Ein inneres Dilemma – zwischen Extremen jonglieren

Während Hochsensible eine tiefe Empfindsamkeit gegenüber Reizen, Emotionen und Umweltfaktoren aufweisen, möchten High Sensation Seeker intensive und aufregende Erfahrungen erleben. Hochsensible benötigen oft Rückzug und Ruhe, um sich zu erholen, während High Sensation Seeker ständig neue Reize und Abenteuer suchen, um sich lebendig zu fühlen. Diese beiden Eigenschaften wirken so gegensätzlich, dass es kaum vorstellbar ist, dass sie in einer Person vereint vorkommen können. Dennoch hat die Forschung gezeigt, dass dies möglich ist – genauso wie nicht alle hochsensiblen Personen introvertiert sind, sondern etwa 20% auch extrovertiert.

Fakt ist, dass diese Kontroverse zwischen dem Verlangen nach Stimulation und der Notwendigkeit von Rückzug und Selbstfürsorge zu einem ständigen Jonglierakt zwischen den Extremen führt, was die Betroffenen vor nicht zu unterschätzende Herausforderungen im Alltag stellt.

Meine persönlichen Erfahrungen

Jahrelang habe ich unbewusst als High Sensation Seeker gelebt: ständig „on the run“, immer auf der Suche nach neuen Impulsen und Erfahrungen. Erst vor ein paar Jahren habe ich meine hochsensible Seite wahrgenommen, mich genauer damit befasst und letztlich eingesehen, dass beide Seiten ein Teil von mir sind. Fazit der letzten Jahre: Ich habe mich oft, wenn nicht sogar immer, in einem Spannungsfeld befunden. Die Suche nach aufregenden Erlebnissen und gleichzeitig das Bedürfnis nach Ruhe und Ausgleich haben mich vor große Herausforderungen gestellt. Es war ein ständiger Kampf, die Balance zwischen dem Drang nach Abenteuer und der Notwendigkeit von Alleinzeit und Erholung zu finden.

Die Kunst der Selbstakzeptanz

Eine der größten Lektionen, die ich auf meinem Weg gelernt habe, war Selbstakzeptanz. Es bedeutet, meine einzigartige Veranlagung zu umarmen und zu erkennen, dass es in Ordnung ist, diese scheinbar gegensätzlichen Eigenschaften in mir zu vereinen. Es bedeutet auch, mir selbst gegenüber geduldig und mitfühlend zu sein, wenn ich manchmal die Balance verliere und mich in einem Extrem wiederfinde.

Der Weg zur Balance

Den Weg zur Balance zu finden, ist keine leichte Aufgabe, aber es gibt Strategien, die helfen können. Die wichtigste ist Achtsamkeit. Ich bin der Meinung, dass Personen, die gleichzeitig hochsensibel und high sensation seeking sind, noch mehr in sich hineinspüren müssen als Personen, die nur eines der beiden Persönlichkeitsmerkmale aufweisen. Denn es hängt vom Moment ab, ob ich das eine oder das andere gerade mehr brauche.

Hilfreiches Tool – Erregungsbarometer

Hierfür kann ein Barometer unterstützend sein, der hilft, das aktuelle Erregungslevel zu erkennen. Stelle dir mehrmals am Tag folgende Fragen:

Bin ich gerade

  • unterstimuliert / unteraktiviert?
  • überstimuliert / überfordert?
  • oder genau richtig aktiviert/stimuliert (im „grünen Bereich“)?

Im nächsten Schritt, kannst du dir überlegen, welche Aktivitäten oder Maßnahmen du setzen kannst, um wieder in den grünen Bereich zu kommen, sodass du wieder genau richtig stimuliert bzw. aktiviert bist und dich wohlfühlst.

→ Schreibe gleich eine Liste mit Dingen, die du gerne tust, wenn dir langweilig ist und Aktivitäten, die dir bei Übererregung/Überforderung gut tun.

 

Zusammenfassung

Die Verbindung von Hochsensibilität und High Sensation Seeking mag kontrovers erscheinen, aber sie kann auch eine Quelle der Stärke und des Wachstums sein. Indem wir unsere einzigartige Veranlagung akzeptieren und die Kunst der Balance beherrschen, können wir ein erfülltes und authentisches Leben führen. Ja, es mag Herausforderungen geben, aber es gibt auch unendliche Möglichkeiten für Abenteuer, Selbstentdeckung und persönliche Entwicklung.

Achtsamkeit bedeutet, auf die Bedürfnisse deines Körpers und deiner Seele zu hören. Es bedeutet auch, gesunde Grenzen zu setzen und dir selbst zu erlauben, Nein zu sagen, wenn du überfordert bist. Darüber hinaus ist es wichtig, Unterstützung von Freund:innen, Familie oder einem/einer Expert:innen zu suchen, um durch schwierige Zeiten zu navigieren.

Denkst du, dass du ebenfalls über diese beiden Persönlichkeitsmerkmale verfügst? Lass dich gerne von mir auf deinem Weg zu mehr Balance unterstützen.

 

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